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Wintercamping

Gehörst du zu denjenigen, die das Wohnmobil oder den Wohnwagen im Oktober in den Winterschlaf schicken und erst im April wieder herausholen? Denk noch einmal darüber nach, hier erzählen wir dir vom Campen im Winter.

Für uns war von Anfang an klar, dass Mr. Kurt ein Wohnmobil für das ganze Jahr sein sollte, daher haben wir ihn direkt mit Winterpaket ab Werk gekauft.

Einiges an Ausrüstung, die man speziell für den Winter benötigt, kam dann doch noch dazu (weiter unten mehr dazu), sodass es natürlich auch ein Kostenfaktor ist, ob man im Winter losfährt oder nicht. Aber wir finden, dass sich die Investition im Verhältnis zu den gesamten Kosten eines rollenden Zuhauses definitiv lohnt.

Camping im Winter bedeutet eine ganz eigene Stimmung. Es wird weniger (keine) Zeit draußen unter der Markise verbracht, dafür mehr Zeit im gemütlichen Innenraum. Auf dem Campingplatz trifft man im Bademantel vom Duschen kommend auf winterlich verpackte Skifahrer. Natürlich lässt sich der echte Camper von 20 cm Schnee und deftigen Minusgraden auch nicht davon abbringen, Zeit vor dem Wohnmobil zu verbringen. Vom Wintergrillen über Stehbiertische, Biertische mit großen Glühweinkesseln und Schneebars (das waren wir) bis zu ausufernder Weihnachtsbeleuchtung und mannshohen Weihnachtsbäumen vor dem rollenden Zuhause haben wir so einiges zu sehen bekommen. Alles wie im Sommer, eben nur ein wenig anders.

Strom

Eigentlich meiden wir ja die großen Plätze und stehen lieber individuell. Im Winter ist das, zumindest mit unserer Ausrüstung, leider nicht möglich. Wir brauchen definitiv einen Stromanschluss, da die Solaranlage in der dunklen Jahreszeit nicht genug Strom liefert und die Batteriekapazität nicht ausreichend für den Winter dimensioniert ist. Im Sommer können wir mit unserem Setup unendlich lange stehen – mit Solarladung und ohne (oder mit wenig) Heizung. Diese ist auch der größte Verbraucher an Bord; mit Dieselpumpe, Gebläse und Vorheizen kommt da einiges zusammen. Außerdem haben wir den Trockenraum auf dem Campingplatz schätzen gelernt, da es ansonsten mit vier Personen und Hund schon recht sportlich geworden wäre. Ein Campingplatz ist ja auch grundsätzlich nichts schlimmes und unsere erste Tour führte uns auf den Campingplatz im Mauterndorf im Salzburger Lungau, der perfekt für das Wintercamping ausgestattet ist.

Wir sind prinzipiell so wie im Sommer unterwegs und verzichten auch im Winter auf ein Vorzelt. Um dieses wirklich zum Trocknen, Umziehen, Sitzen nutzen zu können, müsste man es permanent heizen.

Dusche und Toilette

Unsere Skikleidung hängt im Winter in der Dusche, hier haben wir eine Kleiderstange, einen Auslass der Heizung und einen Abfluss und die Kleidung trocknet problemlos über Nacht. Geduscht wird daher im Winter nicht im Wohnmobil, sondern im Sanitärgebäude. Dadurch reicht natürlich unser Wasservorrat auch deutlich länger. Die Toilette nutzen wir genauso, wie im Sommer. Der Kassettenschacht ist beheizt und das ist überhaupt kein Problem. Lediglich die Zweitkassette ist nicht in Betrieb, da sie ja beim Lagern außerhalb des Wohnmobils einfrieren würde.

Wasser

Unser Wassertank ist gefüllt, da er sich im beheizten Innenraum befindet und deshalb nicht einfrieren kann. Wir spülen auch im Wohnmobil, genauso, wie wir es im Sommer tun. Der Inhalt von Mr. Kurts doppelt isoliertem Abwassertank wird mit einer 12V-Heizpatrone flüssig gehalten. Das funktioniert auch wunderbar, die Schwachstelle ist allerdings der Ablauf. Dieser ist uns bei Nachttemperaturen von -20°C eingefroren, was zu einer spontanen Fönaktion bei der Grauwasserentsorgung geführt hat. Wofür hat man schließlich einen Wechselrichter an Bord? Viele lassen das Abwasser direkt in ein Wassertaxi laufen, vermutlich aufgrund eines nicht beheizten Tanks. Aber hier dürfte bei wirklich niedrigen Temperaturen das Wasser in den Schläuchen gefrieren. Genau das ist uns beim Ablauf des Badezimmerwaschbeckens passiert. Dieser ist außen geführt, mehr oder weniger gut isoliert und hängt etwas durch. Die Schläuche sowie den Ablauf werden wir vor der nächsten Tour mit Armaflex isolieren und eventuell ein wenig Frostschutz in den Tank geben. Es hat sich bewährt, den Abwassertank genau einmal zu öffnen, nämlich am Ende des Aufenthaltes, und ihn nicht zwischendurch zu leeren. Dadurch haben wir uns bei unserer zweiten Tour das Enteisen des Ablaufs erspart.

Nach der Tour werden Wasser- und Abwassertank vollständig geleert, ebenso der Boiler. Danach wird die Pumpe trocken gefahren und alle Wasserhähne geöffnet. Dauert ein bisschen länger, aber mit ein wenig Routine alles kein Problem.

Ohne dieses Wintersetup geht es natürlich auch deutlich spartanischer. Dann bleibt das Wassersystem den Winter über trocken und man behilft sich mit einem Kanister und einer Schüssel. Zum Spülen und für die Toilette muss man dann eben raus, aber das sollte einen nicht vom Wintercamping abhalten.

Heizung

Wie bleibt es im Winter warm an Bord von Mr. Kurt ? Wir haben uns bewusst für eine Dieselheizung (Truma D6) und gegen Gas entschieden, damit wir keine Flaschen durch die Gegend schleppen müssen. Gas nutzen wir nur zum Kochen und für den Kühlschrank. Die Dieselheizung riecht kurz beim Starten und verbraucht ein wenig mehr Strom beim Vorheizen und für die Dieselpumpe, sie hat sich aber zu 100% bewährt. Der Dieselverbrauch liegt bei 1-1,5l / 24 Stunden. Bei einer Gasheizung muss man alle 1-2 Tage rennen, was auf einem Campingplatz natürlich machbar wäre. Durch das Gebläse mit Auslässen im ganzen Wohnmobil ist es in kürzester Zeit schön warm im ganzen Wohnmobil. Zusätzlich haben wir eine Klimaanlage von Dometic, die sowohl heizen als auch entfeuchten kann. Diese haben wir zwischenzeitlich zugeschaltet und sie hat eine ordentliche Arbeit verrichtet, was man an den Eisplatten auf dem Dach und an der Seite von Mr. Kurt sehen konnte. Hier ist das Kondenswasser eingefroren, bevor es zum Boden gelangt ist. Nachts haben wir die Truma einfach auf 15°C eingestellt und niemand hat gefroren. Sie ist alle paar Stunden angesprungen, um die Temperatur zu halten.

Isolierung

Die größten Kältebrücken sind bei uns das Führerhaus, das große Alkovenfenster und die Garage, in der sich ein klappbares Kinderbett befindet. Für das Führerhaus bietet das Winterpaket einen Thermovorhang. Dieser ist wirklich essentiell, die Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Außenraum ist unglaublich. Die Frontscheibe haben wir zusätzlich von innen mit den normalen Verdunklungen und von Außen mit Alumatten geschützt, die auch die Scheibenwischer vom Anfrieren abgehalten haben. Wir hatten so überhaupt keinen Streß mit Feuchtigkeit und Eis an den Scheiben und das bei Nachttemperaturen von bis zu -20 Grad. Für das Alkovenfenster hat Sandra aus einer Thermomatte eine passgenaue Abdeckung genäht, die wir im Winter unter dem Rollo befestigen. Ebenso haben wir für die großen Türen der Heckgarage selbstgenähte Themovorhänge installiert und das Bett über der Garage mit einer Isolierdecke versehen.

Ausrüstung für den Winter

Was benötigt man denn eigentlich zum Wintercamping? Wir haben zunächst in unserer Garage Platz geschafft. Der Tisch, die Campingstühle, der Kocher und ein paar andere Dinge sind im Keller geblieben. Ja, natürlich kann man alles im Winter auch nutzen – haben wir aber nicht. Den gewonnenen Garagenplatz haben wir lieber für Schneebesen, Leiter, Schneeschuhe und unsere Skiausrüstung genutzt.

Grundsätzlich benötigt das Fahrzeug natürlich wintertaugliche Bereifung. Da wir in Österreich leben und es hier quasi eine Winterreifenpflicht gibt, haben wir Mr. Kurt untenrum komplett wintertauglich ausgestattet. Kein ganz günstiger Spaß, aber wir wollen schließlich ein Vier-Jahreszeiten-Wohnmobil. Dazu besitzen wir einen passenden Satz Schneeketten (Lastindex beachten). Diese haben wir bei der Abreise vom Platz genutzt und Mr. Kurt fährt damit wie auf Schienen!

Als weitere Ausrüstung speziell für den Winter haben wir noch eine Ausziehleiter, einen lang ausziehbaren Schneebesen, einen Eiskratzer und Besen mit Teleskopstiel und eine Schneeschaufel gekauft. Während der Standzeit können damit die Lüftungen, Kamine und die Klimaanlage freigehalten und vor der Abfahrt das Dach gekehrt werden. Außerdem sind die Schneeschaufel und der sowieso vorhandene Klappspaten unverzichtbare Werkzeuge, um eine Schneebar zu bauen! Je nach Beschaffenheit des Wassersystems sind ein Kanister/eine Gießkanne und ein Eimer/ein Wassertaxi sinnvolle Ausrüstungsgegenstände. Außerdem bietet es sich an, einen Kanister Frostschutz dabeizuhaben.

Und sonst?

Grundsätzlich sollte man sich Gedanken machen, wie man das Wohnmobil innen trocken hält und wo man nasse Kleidung, Schuhe und Handtücher verstaut. Für die nassen Schuhe haben wir eine Matte in die Duschtasse gelegt und einige haben wir auch in die Garage geräumt. Dazu haben wir ein paar gefütterte Crocs für jeden, die in unserem Schuhregal am Eingang Platz gefunden haben. An Bord haben wir einfach dicke Socken getragen und alle Schuhe konsequent draußen oder spätestens an der Matte im Eingang ausgezogen, auf der immer ein großer Aufnehmer lag. Das hat wunderbar funktioniert.

An unserem Campingplatz gab es Europaletten, die man vor den Wohnmobileingang legen konnte. Wenn es nicht schneit, kann man darauf hervorragend die Schuhe wechseln und diese tagsüber auch auch stehen lassen. An den Tagen, an denen es mehr als 30cm geschneit hat, hat die Palette allerdings auch keinen Unterschied gemacht. Grundsätzlich aber eine gute Idee, finden wir.

Im Winter sind die Tage kürzer und daher verbringt man natürlich mehr Zeit im Inneren. Wir waren meistens ab spätestens 17:00h an Bord, da es dann dunkel, kalt und ungemütlich wurde und wir platt vom Skifahren oder vom Schneewandern waren. Dafür war es an Bord umso gemütlicher. Die langen Abende im Wohnmobil bei Kerzenlicht (und LED) mit einem Drink, guter Musik oder einem guten Buch sind ebenso schön, wie die langen Sommerabende davor. Eine ganz eigene Stimmung, die wir nicht missen möchten.

Wir hoffen, wir haben Euch ein bisschen neugierig gemacht, auch im Winter mit dem Wohnmobil loszuziehen. Mit ein bisschen Basisausrüstung ist das eine coole Sache und ein tolles Abenteuer. Viel Spaß dabei und wir freuen uns über Eure Erfahrungsberichte und Tips.

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