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Balkantour im Herbst 2021

Slowenien ist für uns ja quasi in der Nachbarschaft und wir sind schon häufig dort gewesen und auch Kroatien war uns schon bekannt. Aber in Südosteuropa und auf dem Balkan gibt es noch soviel mehr zu entdecken. Schon seit dem Sommer haben wir einen ambitionierten Roadtrip geplant: Slowenien-Kroatien-Bosnien und Herzegowina-Montenegro-Albanien-Nordmazedonien-Serbien-Ungarn. Schließlich ist unser geografischer Mittelpunkt seit dem Umzug von Deutschland nach Wien deutlich mehr nach Osten gerutscht.

In den Wiener Herbstferien haben wir zehn Tage Zeit und sind kinderlos. Die Jungs sind bei den Großeltern in Deutschland – eine ganz neue Erfahrung für uns.

Die erste Routenänderung ergibt sich dann allerdings schon vor Abreise: Die Serben lassen uns mit dem europäischen Covid-Impfzertifikat nicht einreisen. Lediglich ein Transit innerhalb von 12 Stunden ist möglich. Wenn, dann hätten wir gerne eine Nacht in Belgrad verbracht und auch von den grenznahen Stellplätzen in Nordmazedonien und Ungarn passte das leider so gar nicht.

Schon interessant, Impfungen aller Balkanländer werden anerkannt, ebenso der chinesische und der russische Impfstoff. Serbien will doch bekanntlich in die EU, so ganz verstehen tun wir das nicht. Also durch Bosnien zurück und Sarajevo anschauen, so der Plan. Nordmazedonien und der Osten Albaniens (Ohrid-See) würden dann eben nicht mehr passen.

Über Schwechat nach Slowenien

Da wir nur zehn Tage Zeit haben, will die Zeit gut genutzt sein. Der Flug der Kinder geht um 17 Uhr, danach soll es noch bis kurz vor die slowenisch-kroatische Grenze gehen. Und klar, dass wir auf gar keinen Fall zweimal am Freitagnachmittag über die Wiener Süd-Ost-Tangente fahren würden. Also die Kids mit Mr. Kurt von der Schule abgeholt und zum Flieger gefahren. Zwei Stationen mit der S-Bahn vom Flughafen Schwechat entfernt gibt es den Parkplatz von Parktiger, auf dem man wunderbar ein Wohnmobil parken kann. Danach geht es kinderlos weiter über die Südautobahn, vor Maribor über die Grenze und zum Stellplatz am See in Ptuj, ein paar Kilometer vor Kroatien. Hier kommen wir im Dunklen und im dichten Nebel nach ca. drei Stunden an und es sind bereits einige Wohnmobile und Vans da. Dieser Stellplatz überzeugt uns genauso, wie schon der in Zalec, auf dem wir im Sommer gestanden haben. Eine top Infrastruktur, alles nagelneu und momentan ist sogar noch die Schranke oben. Slowenien tut wirklich eine Menge für das fahrende Volk. Nachdem wir am nächsten Morgen den Platz begutachtet und uns am Bäckerwagen bei frischen sechs Grad mit žemlja versorgt haben, geht es weiter in Richtung Kroatien. Direkt hinter dem Platz ist eine Firma mit einer großen Brückenwaage. Es ist niemand da, also fahren wir mal drüber. 3550kg mit vollem Wassertank und E-Bike und Reserverad auf dem Gepäckträger…

Ab ans Meer

Wir folgen einfach Google Maps. Ich hatte in dieser Gegnd schon beruflich zu tun und irgendwie kommt mir die Strecke vertraut vor. Unterbrochen wird die Fahrt dann von einer slowenischen Zivilstreife, die uns darauf aufmerksam macht, dass die Grenze, die wir ansteuern nur für „Locals“ ist, schließlich würden wir den Schengen-Raum verlassen. Die (nicht!) freundliche Polizistin zeigt mir auf dem Handy, wo wir hin müssen und nach diesem Umweg von einer halben Stunde sind wir dann nach Kontrolle der Papiere und der grünen Pässe in Kroatien. Die Strecke kennen wir und düsen über die gut ausgebaute Autobahn nach Zagreb und dann weiter in Richtung Velebit-Gebirge. Dort oben wird es dann richtig kalt. Bei einer kurzen Pause auf dem Rastplatz zeigt das Thermometer 7 Grad bei dichtem Nebel und wir kochen Tee. Mit einem Hörbuch auf den Ohren geht es weiter in Richtung Süden, angeblich soll das Wetter dort nicht so schlecht sein.

Und die Fahrt aus dem Gebirge in Richtung Küste ist dann auch der heftigste Wetterwechsel, den wir bisher erlebt haben. Mit jedem Tunnel wird es ein Grad wärmer, sodass wir bei sagenhaften 21 Grad in Pakostane ankommen. Ein Stellplatz ist relativ schnell gefunden und wir parken Mr. Kurt mit Blick aufs Mittelmeer in dessen Fluten wir uns natürlich sofort stürzen. Ja, es ist ein wenig kälter als bei unserem letzten Dip in Italien im Sommer, aber das geht vollkommen klar. Sofort merken wir, dass der Sommer vorbei ist. Die Hälfte der Plätze ist bereits geschlossen und bei den anderen geht es deutlich lockerer zu als in der Saison. Und: überall ist Olivenernte. Herrlich.

Nachmittags laufen wir am Strand entlang in das kleine Städchen Pakostane um einzukaufen und abends können wir sogar noch draußen kochen und essen.

In Richtung Süden

Wenn wir mit Mr. Kurt unterwegs sind ist alles schnell routiniert und wir sind im Reisemodus. Nach einem kurzen Bad im Mittelmeer sind wir daher morgens relativ früh unterwegs. An diesem Sonntag soll es nach Dubrovnik gehen. Die Fahrt verläuft ereignislos über die kroatische A1 in Richtung Süden. Die top ausgebaute Autobahn ist vollkommen leer. Die letzten 80km gehen über Landstraßen und spätestens hier merken wir, dass wir in einer anderen Klimazone angekommen sind. Rechts und links der Straße wachsen Mandarinen, die an zahlreichen Ständen in handlichen 5 und 10kg Säcken verkauft werden. Vor Dubrovnik queren wir noch den Neum-Korridor durch Bosnien und Herzegowina. Zweimal Grenze, Pässe, Autopapiere, Impfzertifikat. Es wird genau geschaut, aber wir haben keine Probleme. Jetzt ist hier nicht mehr viel los, im Sommer tobt hier sicherlich das Chaos. Wir sehen auch die gigantische Baustelle, der Brücke die in Zukunft die „Lücke“ in der kroatischen Küste schließen wird. Der Campingplatz in Dubrovnik ist schon seit Anfang Oktober geschlossen und wir haben einen Stellplatz etwas weiter südlich angepeilt. In Srebreno stehen wir beim Autocamp Matkovica. Einfach und rustikal, aber wir fühlen uns sofort wohl. Nach einem kurzen Einkauf im gegenüberliegenden Einkaufszentrum und dem Besuch des Stadtstrandes mit dem Hund, sitzen wir bei T-Shirt-Wetter im Bus nach Dubrovnik, während Milou auf Mr. Kurt aufpasst und ihren Schlaf nachholt. Die nette Betreiberin des Stellplatzes hat uns wertvolle Tips gegeben und so finden wir uns schnell in der einmaligen Altstadtkulisse wieder.

Wir haben beide keinen Bezug zu „Game of Thrones“ und so ist die Dichte der Merchandise-Shops etwas befremdlich, aber das mindert die Schönheit und das Flair dieser dalmatischen Hafenstadt nicht wirklich. Dubrovnik ist einfach einmalig. Nach unserem Altstadtbummel enden wir eher zufällig in der coolsten Bar der Stadt mit dem besten Ausblick (steht zumindest auf dem Wegweiser) und trinken einen Sundowner auf den Felsen vor der Stadtmauer sitzen und schauen zu, wie die Sonne bei chilliger Musik im Meer versinkt, während ein Piratenschiff vom alten Hafen aus kommend die Szene kreuzt. Sensationell.

Wir lassen den Abend in einem der kleinen Restaurants der Altstadt ausklingen und merken, dass kein Sommer mehr ist, weil es empfindlich kalt wird.

Ab jetzt wird’s wild

Von Dubrovnik aus wollen wir bis Albanien fahren. Dies ist unser geheimes Ziel seit langem, nachdem wir zahlreiche Dokus über dieses touristisch noch relativ unerschlossene Land gesehen haben. Als wir unseren Freunden von diesem Vorhaben erzählt haben, ernteten wir nur verständnislose Blicke.

Der Weg führt uns ein Stück zurück in Richtung Norden und dann zur Grenze nach Bosnien und Herzegowina, die hoch oben in den Bergen liegt. Die Grenzer sind ein bisschen weniger freundlich, aber letztendlich reisen wir ohne Probleme ein. Und ab da fühlen wir uns ganz weit weg. Kyrillische Straßenschilder, kleine Dörfer mit orthodoxen Kirchen und endlose Landstraßen durch wilde Bergwelten. Leider auch die Warnungen vor Minenfeldern rechts und links der Straße. Zu unserer Schulzeit herrschte hier noch Krieg. Ich lese abends über die Minenfelder in Bosnien und die Zahl der Opfer, die diese heute noch fordern. Unvorstellbar. Leider ist gerade in diesem Jahr die politische Lage wieder ziemlich angespannt. Wir freuen uns trotzdem darauf, in diesem Land zwei Nächte auf der Rücktour zu verbringen, denn die Landschaft ist atemberaubend schön und die Menschen, die wir kennenlernen, ausnahmslos freundlich. Wir wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass wir die Route noch einmal ändern würden.

Weiter geht es durch Montenegro. Hier steuern wir zunchst die Stadt Nikšić an, die nicht nur ein erträgliches Bier, sondern auch einen Vodafone Shop hat. Die Stadt liegt in einem weiten Tal neben einem ziemlich trockengefallenen See. Wir wagen uns mit Mr. Kurt bis in die Nähe der Innenstadt und ich mache mich auf die Jagd nach einer Touristen-Simcard. Diese kostet 10 Euro für sagenhafte 500GB! Leider funktioniert sie nicht in unserem LTE-Router, warum auch immer, und schließlich dient mein Firmenhandy als montenegrinischer Hotspot für uns.

Nikšić selbst hat ein eher sozialistisches Flair und wir haben nicht wirklich Zeit, uns hier aufzuhalten. Weiter geht es über die Landstraße nach Podgorica, der Hauptstadt Montenegros, und auf das, was dann kommt, waren wir nicht gefasst. Hier wird eine neue Straße gebaut und anstatt diese stückweise zu restaurieren, ist der Asphalt auf einer Länge von über 50km weggerissen worden und unterbrochen von jeweils ein paar km frischem Teer, geht es über Schotterpiste weiter, Yipeeh.

Ab diesem Moment ist der Blick immer 50m vor Mr. Kurt auf die Straße gerichtet, um Schlaglöcher zu suchen. Von Podgorica selbst haben wir nicht viel gesehen, denn wir wollen weiter nach Südosten zur albanischen Grenze.

Wir reisen nördlich vom Skodra-See von Montenegro nach Albanien ein. Die Grenze liegt mit atemberaubendem Blick auf das weitläufige Tal in den Bergen. Die Einreise verläuft problemlos und dann nehmen wir die ersten Eindrücke dieses bunten Landes in uns auf. Jede Menge tiefergelegte Mercedes, die wir eher noch aus den 90ern kennen, teilen sich die Straßen mit Eselskarren und Mofas, die teilweise mit unglaublichen Eigenbau-Anhängern unterwegs sind.

Albanien!

Für die nächsten beiden Nächte haben wir den Campingplatz Lake Skodra Resort gebucht. Ich habe einen Videocall für die Firma am nächsten Tag, den ich nicht verschieben konnte, und benötige daher vernünftiges WLAN. Der Platz ist wunderschön, wenngleich er mit seinen Palmen und dem akkurat geschnittenen Rasen auch nicht wirklich in die Umgebung passt. Ich genieße die Morgende in der Sonne auf dem Steg, der weit in den See hineinreicht, mit Yoga und einem Sprung ins Wasser. Außer mir traut sich hier scheinbar niemand hin, das Wasser ist schon ziemlich kalt. Wir verbringen eine gute Zeit auf dem Platz, lernen ein paar Weltenbummler kennen und besuchen die Stadt Shkodra. Eine der ältesten Städte Albaniens und angeblich auch die schönste, so haben wir gelesen. Wir haben Sandras E-Bike dabei und ich richte mir eines der Leihfahrräder her, um die knapp 10km in die Stadt zu radeln. Ein abenteuerliches Unterfangen, da Straßenschilder und Verkehrsregeln hier eher als lockere Empfehlung ausgelegt werden. Dafür ist der Gebrauch der Hupe extrem beliebt.

Die Stadt ist bunt und chaotisch und wir schlendern über Märkte, auf denen lebende Fische und Hühner feilgeboten und frisch geschlachtet werden. Wir bevorzugen Obst und Gemüse und kaufen uns mit Händen und Füßen verständigend einen großen Korb für einen geradezu lächerlichen Preis von einer unglaublich freundlichen Albanerin. Das Preisniveau ist sehr niedrig in Albanien. Ein Stück frische Pizza zum Mitnehmen kaufen wir für umgerechnet 60 Cent, eine Portion Pasta im Restaurant kostet ca. 2€. Am Geldautomaten decken wir uns mit albanischen Lek ein und kaufen für kleines Geld eine albanische SIM-Karte, die auch promt in unserem Router funktioniert, den wir im Rucksack dabei haben. Ich muss an einen Artikel denken, in dem ich vor einigen Jahren gelesen hatte, dass der Netzausbau hier besser ist, als in Deutschland. Wir hatten jedenfalls keine Probleme.

Beim Gesang des Muezzin lassen wir uns durch die fremde Kulisse treiben, bewundern die abenteuerlichen Elektroinstallationen und genießen den Kulturschock. Wir besuchen die große Ebu-Bekr-Moschee und werden freundlich hereingebeten. Sehr beeindruckend. Den intensiven Tag in Shkodra beenden wir mit einem Kaffee in der touristischen Fußgängerzone und kaufen albanische Köstlichkeiten in einem nahegelegten Supermarkt. In der Stadt und der gesamten Umgebung gibt es unzählige Straßenhunde. So richtig schlecht scheint es denen allerdings nicht zu gehen und Sandra hat gelesen, dass es Vereine gibt, die sich um sie kümmern. Um den Müll kümmert sich allerdings niemand. Dieser liegt wirklich überall, bergeweise am Straßenrand, am Strand und in der Stadt. Schade, dass hier so mit der Natur umgegangen wird, die Menschen es auch vermutlich nicht besser wissen und die Infrastruktur zur Entsorgung fehlt.

Am nächsten Tag nutzen wir noch die Ver- und Entsorgung und machen Mr. Kurt fertig für ein paar Tage freistehen, was in Albanien erlaubt ist. Wir wollen noch ein Stück Richtung Süden in Richtung Kap Rodon. Es geht durch viele kleinere Städchen und wir sammeln jede Menge Eindrücke. Das Reserverad hätten wir wohl auch daheim lassen können, denn egal, wie klein der Ort ist: Es gibt eine „Gomisteri“, einen Reifenflicker und -händler, und eine „Lavash“, einen Autowaschplatz. Wir fahren auch ein Stück Autobahn in Richtung Tirana, ein echtes Erlebnis für Deutsche. Auch hier fahren Eselskarren und Mofas, der Seitenstreifen ist nicht befestigt und die Auf- und Abfahrten abenteuerlich. Wir genießen es jedenfalls. Tirana, die Hauptstadt, lassen wir links liegen, da wir hier nicht mit dem Wohnmobil reinfahren wollen. Es gibt einen Campingplatz, von dem aus man die Stadt besichtigen kann, aber dafür fehlt uns leider die Zeit. Wir haben längst beschlossen, dass dies nicht unsere letzte Albanienreise sein soll und schmieden während der Fahrt durch die wunderschöne Landschaft schon Pläne für den nächsten Sommerurlaub mit den Kindern. Nördlich der Hafenstadt Durres liegt das Cap Rodon, an dem es einige schöne Spots am Strand geben soll. Es geht durch ein paar beschauliche Dörfchen, die uns an griechische Inseln erinnern und schließlich fahren wir unserer Intuition folgend durch einen kleinen Pinienwald und stehen auf einmal am Strand. Bei der Suche nach dem coolsten Stellplatz fahren wir uns fest und zum ersten Mal kommen unsere Sandbleche zum Einsatz, die wir extra für diese Tour angeschafft haben. Funktioniert tadellos und wir stehen schließlich mit Blick auf das Meer, vollkommen alleine in der nähe einer verlassenen Beach Bar und einer Hotelruine. Das der Platz cool ist weiß auch die lokale Jugend, die freundlich hupend und winkend mit einem Affenzahn in ihren alten Mercedes-Karossen direkt bis ans Wasser fährt, um den atemberaubenden Sonnenuntergang zu beobachten. So macht man das also hier. Nachdem sie ihren Müll zum Rest an den Strand geworfen haben, verschwinden sie dann auch genauso schnell wieder, wie sie gekommen sind. Wir haben kein schlechtes Gefühl hier zu stehen und fühlen uns mit Hund an Bord sicher. Dieser weckt uns dann auch relativ früh, weil einige seiner streunenden Kollegen auf Futtersuche an unserem Stellplatz vorbeikommen. Da wir reichlich an Bord haben, bescheren wir den Streunern einen schönen Tag mit üppigem Frühstück.

Durch die Berge nach Montenegro

Für die Weiterfahrt haben wir bewusst einen anderen Weg ausgesucht und machen eine schöne Tour durch die wundervolle Berglandschaft nördlich von Durres. Hier bekommen wir einen Eindruck vom ursprünglichen Albanien, die kleinen Bergdörfer sind einfach bezaubernd. Unser Wohnmobil jedenfalls ist eine Attraktion, wir werden überall sehr freundlich gegrüßt. Bei einem der zahllosen Händler an der Straße kaufen wir einen Kumquat-Baum, der von nun an angeschnallt nebem dem Hund mitreist und an den Abenden unsere Stellplätze ziert.

Albanien verlassen wir an einem kleinen Grenzübergang nördlich von Ulcinj, wo wir freundlich von einem LKW-Fahrer aus dem Kosovo begrüßt werden, der einige Jahre in Wien gelebt hat, jetzt aber kein gültiges Visum mehr besitzt. Wir suchen einen Stellplatz auf der Halbinsel Ada Bojana. Hier war einmal das größte FKK-Camp Europas. Ob es im Sommer noch in Betrieb ist, wissen wir nicht. Die kasernenmäßig anmutenden, sozialistischen Bauten sind jedenfalls eher abschreckend. Am Strand gibt es jede Menge Campingplätze, die allesamt geschlossen sind und einige Bars. Im Sommer geht hier bestimmt die Post ab, jetzt ist alles menschenleer. An einem der Plätze treffen wir ein paar Arbeiter, die uns für ein paar Euro auf das Gelände lassen. Da wir keinen Strom benötigen können wir uns direkt an den vollkommen leeren Strand stellen. Außerdem gibt es hier eine Entsorgungsstation, die wir dringend benötigen. Was will man mehr? Albanien ist noch so nah, dass unser Router vollen Empfang im albanischen Netz hat.

Wir genießen die Abende vor dem Wohnmobil, wohlwissend, dass es fast November ist und es damit bald vorbei sein wird. In Montenegro beschließen wir auch, nicht durch Bosnien und Herzegowina zurückzufahren, sondern den Sommer am Meer maximal zu verlängern. Sarajewo muss dann auf eine spätere Tour warten.

Doch wieder Kroatien

So fahren wir langsam die montenegrinische Küste in Richtung Norden, bestaunen einige der sehr mondänen Küstenorte, in denen reiche russische Touristen direkt von der Landebahn aus zur Marina gelangen und den Privatjet gegen die Jacht tauschen können. Was für ein Kontrastprogramm zu den Tagen in Albanien.

Nachdem wir die Bucht von Kotor mit der Fähre gequert haben, reisen wir wieder nach Kroatien ein und steuern ein paar Kilometer nördlich von Dubrovnik den Campingplatz Pod Maslinom an. Freistehen am Meer ist in Kroatien bekanntlich nicht so gern gesehen. Der Platz ist ebenfalls ziemlich leer und wir treffen ein Paar wieder, das wir schon in Albanien kennengelernt haben.

Langsam neigt sich unser Roadtrip dem Ende zu, die harte Deadline ist der Rückflug unserer Kinder. Für die letzte Nacht am Meer steuern wir einen kleinen Stellplatz auf der Insel Murter an. Hier werden wir herzlich empfangen und gleich vom Besitzer zum Grillen eingeladen, der mit der gesamten Familie mit der Olivenernte beschäftigt ist. Es wird gesungen und getanzt und der Alkoholpegel ist schon so hoch, dass wir uns freundlich bedanken und ablehnen, denn wir wollten eigentlich essen gehen.

Der Stellplatz für vier Wohnmobile ist wunderschön und liebevoll natürlich angelegt. Aus dem Alovenfenster schauen wir direkt auf das Meer. Nach einer kurzen Schwimmeinlage, genehmigen wir uns eine Flasche Wein am Strand und machen uns auf die Suche nach einem Restaurant. Laut Google gibt es ca. 20 im Ort, die allerdings alle geschlossen haben. Im Sommer ist hier vermutlich die Hölle los, jetzt treffen wir keine Menschenseele. Schließlich werden wir in der Marina fündig und essen wunderbar in einem stylischen Restaurant, welches den letzten (!) Abend geöffnet hat. Es ist der 30. Oktober und Kroatien sperrt wohl bis zum Frühjahr zu. Der Stellplatz ist jedenfalls so toll, dass wir schon Pläne schmieden, hier im kommenden Frühjahr ein verlängertes Wochenende zu verbringen. Aus Wien ist er in zwei Tagesetapen bequem zu erreichen. Jetzt merken wir jedenfalls, dass wir schon wieder einige Kilometer in Richtung Norden gemacht haben, denn es wird abends empfindlich kalt. Auf der Rückreise machen wir ein weiteres Mal auf dem Stellplatz in Ptuj halt, der uns schon auf der Hinfahrt so gut gefallen hatte. Die Markise benötigen wir hier endgültig nicht mehr, dafür läuft zum ersten Mal in diesem Herbst die Dieselheizung.

Wir haben längst beschlossen, unseren nächsten Sommerurlaub in Südosteuropa zu verbringen, um einige der Eindrücke mit unseren Kindern teilen zu können. Aber davor stehen erst einmal Wintercamping und einige Kurztrips mit Mr. Kurt auf dem Programm.

Letztendlich haben wir in zehn Tagen sechs Länder bereist, 13 Mal eine Grenze überquert, 2800km zurückgelegt und währenddessen zwei komplette Hörbücher gehört. Wir hatten null Regentage, jede Menge wunderbarer Erlebnisse und Eindrücke und haben bei keinem unserer neun Übernachtungsplätze danebengegriffen. Wie sich das für einen ordentlichen Roadtrip gehört.

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