Roadtrip in die goldene Stadt
Der Rest der Mr. Kurt Crew befand sich schon auf „Heimaturlaub“ im Ruhrgebiet und wir hatten schon im Frühling den Plan gefasst, Mr. Kurt zu zeigen, wo wir eigentlich herkamen. So hatte ich eine Solotour von Wien nach Essen geplant, ein Wochenende mit alten Freunden, zwei Tage Homeoffice und danach ein paar Tage Urlaub für die Rücktour.
Wien – Essen
Diese Strecke bin ich schon einige Male gefahren. Oft am Stück, aber mit Mr. Kurt wollte ich mir zwei Tage Zeit nehmen. Wofür hat man schließlich sein Bett immer dabei. Nachdem das freitägliche Arbeitspensum bewältigt war, machte ich mich auf auf die Westautobahn in Richtung Deutschland. Ich hatte mir entlang der Route einige Wohnmobilstellplätze für die Nacht bei Park4Night herausgesucht. Leider waren diese alle total überfüllt (was treibt Menschen eigentlich dazu, mitten im Industriegebiet auf einem Asphaltplatz draußen im Liegestuhl zu sitzen?), sodass ich spontan einen kleinen Campingplatz in der Nähe von Nürnberg ansteuerte. Hier gab es zumindest ein Stück Grün für mich. Samstag ging es dann von einem Stau auf der A3 in den nächsten. Ferienbeginn in Bayern, Ferienende im Norden und in Holland und Halbzeit in NRW.
Landvergnügen
Für die Rücktour einige Tage später hatten wir uns den Katalog von Landvergnügen bestellt. Das österreichische Pendant Bauernleben nutzen wir regelmäßig und wir lieben diese Art zu reisen und Menschen kennenzulernen. Die Idee war, abseits der normalen Route durch Ostdeutschland und Tschechien zurück nach Wien zu fahren und auf dem Weg das Wochenende in Prag zu verbringen.
Als ersten Zwischenstop steuerten wir die Vogelschmiede auf der Herchenhainer Höhe nordöstlich von Frankfurt an. Irgendwie erschien uns die Beschreibung direkt sympathisch und wie meistens war dieses Gefühl nicht falsch. Nicole, die Besitzerin empfing uns herzlich und wir bezogen einen Stellplatz mit einem wunderbaren Rundumblick über Odenwald, Taunus und Rhön inklusive der Frankfurter Skyline in der Ferne. Es folgte ein Abend an der frischen Luft mit tollen Gesprächen mit der Gastgeberin und lokalem Bier. Nach einer Nacht in absoluter Stille wurden wir mit einem rustikalen Frühstück in der Jausenstation verwöhnt, bevor es weiter in Richtung Osten gehen sollte.
Kleine Heile Welt
Schon von unserem Stellplatz in Hessen hatten wir bei Alex angerufen, der als Aussteiger im Erzgebirge eine kleine Brauerei betreibt und ebenfalls zwei Stellplätze über Landvergnügen zur Verfügung stellt. Selbst Hobbybrauer, ist dies natürlich genau die Art von Platz für die Nacht, die wir suchen. Nachdem wir auf halber Strecke bei Goethe und Schiller in Weimar Mittagspause gemacht hatten, erreichten wir am Nachmittag Marienberg im Erzgebirge. Wir wurden sehr freundlich in der Kleinen Heilen Welt empfangen und erfuhren etwas über die Geschichte des Hofes zu DDR-Zeiten, der Brauerei und des Brauers. Milou nutzte die Gelegenheit zum Toben mit der Hofhündin und wir probierten das hopfige Summer Ale und fachsimpelten ein wenig über Hopfen und Malz. Das war wieder eine dieser Begegnungen, wegen der wir das Konzept von Bauernleben, Landvergnügen & Co. so lieben. So etwas wird man auf keinem Campingplatz der Welt erleben.
Papierkram
Prag sollte der nächste Stop sein, doch das war gar nicht so einfach in diesen Zeiten. Tschechien verlangt die volle Impfung oder einen Coronatest für die Einreise. Sandra und ich waren bereits voll immunisiert, aber die Kinder hatten zu dieser Zeit erst die erste Impfung. Nachdem ich halb Sachsen abtelefoniert hatte, durfte ich feststellen, dass es in Marienberg keine Teststelle mehr gab, die zu vernünftigen Zeiten einen Test anbietet. Also mussten wir nach Annaberg. Das hat uns schließlich ca. 45 Minuten Umweg und eine Tour durch die tschechische Pampa beschert. Im Testzentrum gab es noch etwas Aufruhr, da wir zwar deutsche Staatsbürger sind, aber keine deutsche Meldeadresse mehr haben und dementsprechend auch keine Krankenversicherungskarte. Aber nach ein paar netten Worten und einem Telefonat, gab es dann einen Test für die Kids und der Einreise stand nun nichts mehr im Weg. Die tschechische Einreiseregistrierung hatten wir schon am Vorabend erledigt, sodass uns nur noch die Registrierung für die digitale Autobahnmaut blieb, bis wir alles an Papierkram erledigt hatten.
Die goldene Stadt
Die Tour in Richtung Hauptstadt führte uns durch das tschechische Skigebiet Klínovec und später über eine Dauerautobahnbaustelle in Richtung Süden. Wir hatten schon aus Deutschland einen Stellplatz in Prag reserviert. Dieser befindet sich auf einer der Moldauinseln direkt gegenüber vom Vyšehrad.
Die Anfahrt mit einem 7m langen Wohnmobil ist recht sportlich, viel mehr wäre sicherlich nicht möglich gewesen. Hier haben wir zwei Nächte verbracht und einen Samstag in Prag genossen. Sandra und ich waren beide zum letzten Mal 1997 kurz vor dem Abi mit der Schule hier. Wer hätte gedacht, dass wir 25 Jahre später mit unserem Wohnmobil hierher kommen und mit unserem Ältesten Schwarzbier im U’Fleku trinken würden. Prag hat nichts von seinem Charme verloren und wir haben trotz der unglaublichen Hitze an diesem Wochenende viel von der Stadt gesehen. Für uns sind es jetzt aus Wien nur noch knappe vier Stunden hierher und dies war bestimmt nicht der letzte Besuch.
Genial, wie flexibel man mit dem eigenen Wohnmobil ist. Dieser Kurztrip sollte uns einen Vorgeschmack auf den Sommerurlaub geben, der eine eine Woche später starten würde.