Sicherheit im Wohnmobil – Teil 1
Wir sind eigentlich nicht paranoid, aber man liest regelmäßig in den sozialen Netzwerken und einschlägigen Gruppen von Einbrüchen in Wohnmobile und seitdem der Markt nach der Pandemie vollkommen leergefegt ist, werden auch wieder vermehrt Wohnmobile geklaut. Wenn man nicht vollkommen naiv ist, muss man sich zumindest ein wenig mit dem Thema Sicherheit im Wohnmobil auseinandersetzen.
Letztendlich kann man sich weder gegen Bruch noch gegen Diebstahl vollständig schützen, aber man kann es den Tätern zumindest so schwer wie möglich machen. Eigentlich sollen die Langfinger keine Lust haben, es bei uns zu versuchen. Gegen den schnellen Diebstahl haben wir eine Rad- und eine Lenkradkralle, die wir eigentlich immer installieren. Nicht unknackbar, aber mit guten Schlössern und das kostet definitiv Zeit.
Du kommst hier nicht rein!
Die Außenhülle eines Wohnmobils ist nicht besonders stabil und wenn da einer unbeding rein will, wird er das auch schaffen. Mit Akkuflex- oder Stichsäge ist das überhaupt kein Problem – aber es ist laut. Daher passieren die meisten EInbrüche durch aufgehebelte Türen oder Fenster. Unsere Aufbautür haben wir extra mit Anschluss an die Zentralverriegelung bestellt. Damit hat sie auch zwei Schließpunkte und ist dementsprechend schon einmal ganz gut gesichert, außerdem ist sie von außen aus Metall. Im Gegensatz zu den Garagentüren und den Fenstern. Die Garage besteht aus GFK-Sandwich und die Schlösser bekommt jeder, der eine halbe Stunde mit einem einfachen Lockpicking-Werkzeug geübt hat, relativ einfach auf. Bei uns käme man von dort über das untere Bett direkt in den Wohnraum. Ein weiterer beliebter Spaß ist ja, die Frequenzen der Schlüssel abzufangen, um das Fahrzeug dann später einfach öffnen zu können.
Fazit: Das einzige, was wirklich Sinn macht, sind mechanische Sicherungen für alle Türen und Fenster. In diesem ersten Blogbeitrag soll es zunächst um die Türen gehen, die Fenster folgen dann im nächste Teil.
Der Aufbau
Wir haben lange recherchiert und alles gelesen, was es zum Thema Sicherheit im Wohnmobil so zu lesen gibt. Letztendlich haben wir uns für die Schlösser der Firma HeoSolution entschieden. Hier gab es vor ein paar Jahren einen kleinen Skandal, da es über den Zulieferer der Schließzylinder einen Masterschlüsel zu beziehen gab. Die Firma hat damals schnell reagiert, wie die Bloggerkollegen von womoblog.ch berichten und mittlerweile (mit deutlich komplexeren Schließzylindern) sollte das kein Thema mehr sein. Meine rudimentären Lockpickingkenntnisse reichen dafür jedenfalls nicht mehr aus. Wir haben über einen Campingversand ab Werk drei gleichschließende Zylinder bezogen: für die Garagentüren und die Aufbautür. Durch den Gas- oder Toilettenkasten wird wohl eher niemand hereinspazieren.
Die Installation der Heosafe-Schlösser ist mit ein wenig handwerklichem Geschick nicht besonders kompliziert und vom Hersteller gut beschrieben und bebildert. Man sollte sauber arbeiten (geradeaus bohren!), was bei 36 Grad im Schatten leichter gesagt, als getan ist. Nachdem die Position festgelegt ist, werden von innen die Löcher für die vier Schrauben (M6) und den Zylinder (20mm) angezeichnet und gebohrt. Es kostet zuerst ein wenig Überwindung, Löcher in die Außenhaut seines Wohnmobils zu bohren, aber ab dem zweiten wird es ständig besser.
Die Schraubenlöcher werden von außen mit einem 12mm Bohrer für die Schlossplatte aufgebohrt. Für den Zylinder habe ich einen Forstnerbohrer (20mm) benutzt und von innen und außen gebohrt, damit nichts ausreißt. Danach noch mit Distanzplatten den richtigen Abstand einstellen, den Mitnehmer auf Länge schneiden und alles zusammenschrauben. Die Schlösser lassen sich von rechts- auf linksdrehend umbauen, was bei einer rechten und einer linken Garagentür natürlich Sinn macht.
An der Aufbautür gibt es bei uns leider nur die Möglichkeit, das Zusatzschloss an der Oberseite zu montieren. An der Anschlagseite ist erstens die Verkleidung sehr dick (dafür gäbe es Einbaukits) und außerdem verläuft durchgehend ein Gestänge für die beiden Schließer hindurch. Das ist von den Hebelgesetzen her nicht ganz optimal, aber die einzige Möglichkeit. Die Montage war hier etwas anspruchsvoller, da die Außenseite aus Metall ist, aber eigentlich war auch das kein Problem. Einen neuen 20mm Forstnerbohrer wollte ich mir eh mal kaufen.
Alle Schlösser schließen eng von innen am jeweiligen Rahmen und sollten auf so ziemlich jedes Fahrzeug und auf jede Einbausituation anpassbar sein.
Das Fahrerhaus
Viele Vanfahrer nutzen hier einfach einen Spanngurt als mechanische Sicherung, der zwischen die Griffe von Fahrer- und Beifahrertür gespannt wird. Da das aktuelle Modell des Ford Transit Griffmulden hat, scheidet das leider für uns aus. Eine weitere Option ist eine Teleskopstange, die in die Festerschlitze gesteckt wird (gibt es vom italienischen Hersteller für Markisen und Radträger), aber da wir eine Fahrerhausverdunklung haben, funktioniert auch das leider nicht.
Also ebenfalls Schlösser und ebenfalls Heosafe. Es gibt diese in passender Auführung für alle möglichen Fahrzeuge. Sie werden direkt an den Türrahmen geschraubt und greifen hinter die B-Säule. Der Einbau ist prinzipiell kinderleicht. Drei Löcher mit 3,2mm HSS-Bohrer in die Tür bohren und das Schloss mit schneidenden Inbusschrauben befestigen. Wenn da nicht die besagte Verdunklung wäre. Die ist nämlich im Weg und man hat keine andere Chance, als sie auszuschneiden. Wir haben einige saubere Einbausituationen im Netz gesehen, aber auch sehr viele „gefrickelte“ Varianten, mit denen wir sicher nicht zufrieden gewesen wären. Also: Versuch macht klug. Ordentlich angezeichnet, alles ausgebaut (!) und auf der Werkbank mit der Trennscheibe des guten alten Dremels ausgeschnitten und gefeilt. Anbrobiert und nochmal gefeilt und irgendwann sah es dann richtig gut aus. Man muss sich ein wenig Zeit nehmen und in Ruhe arbeiten und dann ist auch das halb so wild.
Sicher?
Ja, es hat ein paar Euros gekostet und einen halben Tag Arbeit, aber wir glauben, dass es sich gelohnt hat und haben jetzt ein besseres Gefühl in Bezug auf die Sicherheit. Es ist bestimmt etwas ungewohnt, dass man nicht mehr durch das Fahrerhaus einsteigen kann und an jeder Tür zweimal schließen muss, aber daran werden wir uns gewöhnen. Der nächste Step ist dann noch die Sicherung der Fenster.
Den Rest des Tages haben wir dann übrigens auf der Suche nach einer defekten Sicherung verbracht. Der Transit hat vier (!) Sicherungskästen, mit dem des Aufbaus sind es sogar fünf, und der, den wir brauchten ist mit durchschnittlichen mitteleuropäischen Händen praktisch nicht zu erreichen. Ford, was habt ihr euch denn dabei gedacht??? Aber das hat nichts mit der Sicherheit zu tun und ist eine ganz andere Geschichte…
(dieser Blogbeitrag enthält unbezahlte Werbung, da wir von den Produkten überzeugt sind)